Kulturpfad-Hennersdorfer Pfarrkirche

HENNERSDORFER PFARRKIRCHE 

Foto Pfarrkirche

Die Hennersdorfer Pfarrkirche zum Heiligen Andreas zählt zu den ältesten Kirchen Niederösterreichs. In der Hennersdorfer Pfarrkirche spiegeln sich drei verschiedene kunsthistorisch interessante Epochen (Romanik, Gotik und Barock) wider. Trotz fehlender Dokumente kann man die Erbauungszeit auf Grund kunsthistorischer Untersuchungen ziemlich genau um 1150 ansetzen. Das Baualter der Kirche (es gibt keine schriftlichen Unterlagen) lässt sich durch den romanischen Architekturtyp einigermaßen genau datieren. Das Auftreten des Typus der Chorturmkirche (saalförmiger Raum, Chorquadrat mit darüberliegenden Turm), bzw. Ostturmkirche, dem auch die Hennersdorfer Kirche angehört, lässt sich an mehreren Orten in Niederösterreich zeitlich genau fixieren: Daraus kann eine Erbauungszeit um 1150 als ziemlich sicher angenommen werden. Eine erste urkundliche Erwähnung der Kirche soll im Jahre 1270 erfolgt sein, doch eine Urkunde konnte bis jetzt nicht gefunden und damit auch diese Behauptung nicht verifiziert werden. Erst in einer Urkunde vom 5. Oktober 1306 wird die Hennersdorfer Kirche genannt: Albrecht von Pollheim und seine Gattin Adelheid übertrugen unter anderem Meister Berthold, Landschreiber in Österreich und seiner Gattin Margareth das Patronat über die Kirche Hoenesdorf. Es ist dies die älteste schriftliche Aufzeichnung zur Kirchengeschichte. Obwohl die Kirche schon ab etwa 1150 bestand, gab es noch keine eigene Pfarre. Einen genauen Termin der Pfarrerhebung kennt man nicht; jedenfalls ist Hennersdorf im Passauer Pfründenverzeichnis 1429 bereits als landesfürstliche Lehenspfarre vermerkt, wird also zu diesem Datum erstmals als Pfarre genannt. Seit dem 16. Jahrhundert gehörte Hennersdorf fast vollständig zur Leopoldsdorfer Herrschaft. Unter Marx Beck, Schlossbesitzer in Leopoldsdorf, wurde 1527 die Leopoldsdorfer Schlosskapelle zur Pfarrkirche erhoben; 1528 wurde die alte Hennersdorfer Pfarre mit der Leopoldsdorfer Pfarre zusammengelegt, die ab 1646 keinen Pfarrer mehr hatte. Hennersdorf wurde in der Folge abwechselnd von den Pfarren Oberlaa und Vösendorf betreut. 1529 fielen die Türken ein; der Pfarrhof wurde total zerstört. Die Kirche wurde erst 1733 unter der Leopoldsdorfer Schlossherrin Maria Theresia Rosalia Gräfin von Windischgrätz endlich wieder selbständige Pfarre. Von diesem Zeitpunkt an kann man 15 Pfarrer von Hennersdorf in einer lückenlosen Reihe bis zum heutigen Tage aufzählen.

Rundgang um die Kirche

Der 14 m lange Bau des Langhauses besteht auf der Außenseite aus verschieden großen gelblichen Sandsteinquadern, die ursprünglich mit einer rötlichen Farbe versehen waren. Innen ist es einschiffig und zweijochig. Die nördliche und südliche Seitenwand des Langhauses besitzt heute noch ein für unsere Gegend seltenes romanisches Schmuckdekor, nämlich ein Friesband mit Schachbrettmuster und darunter befindlichen Rundbögen, das durch Halbsäulen unterbrochen war. Die Kapitele an den Außenwänden sind alle unterschiedlich – man vermutet ein Merkmal romanischer Baukunst. Das Südportal, welches man nach dem Umbau 1758 zumauerte, wurde erst im Zuge einer späteren Renovierung im Jahre 1941 wiederentdeckt und freigelegt. Im Tympanon befindet sich ein schmuckloses einfaches Kreuz, welches von einem halbkreisförmigen Ornamentbogen umschlossen ist. Kreuz und Ornament sind mit roter und gelber Farbe bemalt. Der quadratische Ostchor, über dem sich der Turm erhebt, gehört ebenfalls dem romanischen Baustil an. Hier befindet sich heute der Eingang und der Aufgang zur Orgelempore. Der über dem Ostchor sich erhebende Turm mit Spitzbogenfenster und gotischen Maßwerk, gedeckt mit einem Pyramidenhelm dürfte der spätgotischen Bauphase angehören und  im späteren 15. Jahrhundert entstanden sein. Im Jahre 1758 erfolgte unter Pfarrer Anton Florian Katschker der bereits eingangs erwähnte große barocke Umbau, in dessen Verlauf die Kirche um 180 Grad gedreht wurde.  Maria Anna, Gräfin von Dietrichstein, Herrschaftsbesitzerin zu Leopoldsdorf erteilte dem damaligen Pfarrer Florian Anton Katschker die Genehmigung zum Umbau der Kirche, für den ihre Vorgängerin Maria Theresia Rosalia Gräfin von Windischgrätz bereits den Grundstein gelegt hatte und am 5. Juli  wurde der „Gebäu-Contract“ zwischen den Kirchenvätern Stephan Suchentrung und Martin Knötzl einerseits und Johann Georg Kirchhofer andrerseits abgeschlossen. Aus dem Vertrag geht ziemlich genau hervor, was genau umgebaut wurde. Die Apsis, also der Altarraum, befand sich bis zu diesem Zeitpunkt im Ostchor, dort, wo sich heute der Eingang befindet, während der damalige Eingang das Südportal darstellte. Die Apsis wurde in den Westteil verlegt, d. h. es wurden ein Chor mit Apsis und zwei Seitenkapellen – eine nördliche und eine südliche Sakristei mit darüberliegenden Oratorien – angebaut. Das Südportal wurde vermauert, die alte Ostapsis abgetragen und der Eingang im Ostchor geschaffen. Im Langhaus wurden vier größere Fenster ausgebrochen. Statt der Flachdecke wurde ein Platzelgewölbe geschaffen und die Orgelempore eingebaut. Der gesamte Innenraum wurde barock ausgestattet (Hochaltar, Kanzel, Heiligenstatuen und Heiliges Grab).- An der südlichen Außenwand der Kirche befindet sich die Grabplatte von Johann Paul Hausenberger, „gewester Richter, gestorben am 12. Februar 1790, 71 Jahre alt“ (laut Totenbuch); rechts daneben das neue Kriegerdenkmal, eingeweiht im Zuge des Glockenweihfestes am 22. Oktober 1961. Es sollte das alte 1951 errichtete und neben der Kirche befindliche ersetzen. An der nördlichen Außenwand der Kirche erinnert eine in lateinischer Schrift verfasste Grabplatte an den am 7. Februar 1768 verstorbenen Pfarrer Anton Florian Katschker. 

Rundgang in der Kirche

Die typisch spätbarocke Inneneinrichtung besteht aus dem Hochaltar mit der Darstellung des Heiligen Andreas (mit dem Andreaskreuz) am Altarbild und aus zwei Statuen, die heilige Anna und den heiligen Josef darstellend. Links und rechts vom Hochaltar befinden sich noch zwei 1,50 m hohe Holzstatuen des Heiligen Franz von Assisi und des Heiligen Antonius von Padua. Die auf der linken Seite befindliche Kanzel stammt aus der Barockzeit, während die vis-a-vis rechts aufgestellte Herz-Jesu-Statue vermutlich dem späten 19. Jahrhundert zuzuordnen ist. Unter der Statue weist eine Grabplatte daraufhin, dass hier an dieser Stelle Frau Anna Maria Starkin, Bräumeisterin in Leopoldsdorf, gestorben am 22. Oktober 1781 im Alter von 52 Jahren, begraben liegt. Rechts davon in der Nische befindet sich eine Marienstatue, die am 21. Mai 1972 von Familie Mag. Fritz und SR Martha Eichberger gestiftet wurde und eine 1894 angeschaffte Maria Lourdes-Statue ersetzte (heute in einem Oratorienaufgang). Der Kreuzweg stammt aus dem Jahr 1907. Die prachtvolle Orgel aus dem Jahr 1898 stammt aus der Jägerndorfer Orgelfabrik Rieger. Im Ostchor, links vom heutigen Eingang ist eine Grabplatte zu sehen, deren Inschrift heute fast nicht mehr zu entziffern ist. Es handelt sich um das Grab der aus Leopoldsdorf stammenden Verwalterin Susanna Franziska Antonia Schillin, die am 18. September 1718 im Alter von 50 Jahren verstorben war, wie jüngste Recherchen ergaben. 

An der Südseite des romanischen Triumphbogens unter der Orgelempore, wo sich früher der Beichtstuhl befunden hat, haben sich Reste eines Freskos, darstellend drei Heiligenköpfe, erinnernd an eine Ölbergszene, erhalten und dürften ebenfalls der romanischen Bauphase zuzuordnen sein. Ebenso aus dieser Zeit stammen die unter der Kanzel bzw. unter der Marienstatue erhaltenen Reste von romanischen Säulen. Neben dem Freskofragment links hinten vom Eingang befindet sich die Ikone „Petrovskaya“, geschaffen vom russischen Maler A. Krassowsky, die am 1.Mai 1941 vom damaligen Siebenhirtner Pfarrer geweiht worden ist. Rechts hinten steht eine Johannes-Nepomuk-Statue aus dem Jahre 1762. Nach zahlreichen Restaurierungen in der Vergangenheit erfolgte die letzte große Innenrenovierung in den Jahren 2005/2006, wobei unter anderem ein neuer Volksaltar angeschafft wurde, der von Kardinal Dr. Christoph Schönborn am 11. November 2006 feierlich eingeweiht werden konnte. Im Zuge der Generalsanierung des Turmes 2012 wurde ein neues Turmkreuz am 7. Oktober d.J. geweiht und aufgezogen. 2013 begann man mit der Außenrenovierung der Apsis und der barocken Seitenanbauten. 

FRIEDHOF RUND UM DIE KIRCHE 

Rund um die Kirche befand sich ursprünglich ein Friedhof. Ein erster schriftlicher Beleg dazu findet sich in einem Stiftbrief vom 4. Oktober 1538 vom Hennersdorfer Grundherrn Marx Beck von Leopoldsdorf. Ein anonymer Grabstein, heute in der Grünfläche südlich der Kirche aufgestellt, trägt die Jahreszahl 1752. An beiden Seiten des Steines ist jeweils ein Mühlrad eingegraben. Es handelt sich vermutlich um den Grabstein des Müllermeisters Franz Riedl, der am 8. November 1752 im Alter von 58 Jahren verstorben ist. Die Darstellung des Totenschädels am  Stein wurde häufig auf Grabstätten und Grabplatten  in der Barockzeit verwendet. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts (1842) entschloss man sich einen eigenen Friedhof außerhalb des Ortes anzulegen. Die Bevölkerungsanzahl war ständig im Steigen begriffen und man erkannte auch die enorme Gesundheitsgefährdung durch Luftverpestung und durch die hohe Ansteckungsgefahr auf Grund dieser schlechten  hygienischen Verhältnisse sowie die Gefahr der Grundwasserverseuchung.